Irma aus Sarajevo
Irma Bejdic ist eine junge Frau aus Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina.
Im August 2011 reiste Irma nach Kenia zu einem internationalen Kongreß, den die AIESEC organisierte. AIESEC ist eine Jugendorganisation. Die Abkürzung stand bei der Gründung 1948 durch Studenten der Wirtschaftswissenschaften für Association Internationale des Etudiants en Sciences Economiques et Commerciales. Schon bald nach der Gründung weitete sich jedoch der Ansatz von AIESEC auf mehr wissenschaftliche Felder. Heutzutage ist es die weltweit größte Studentenorganisation. Ziel der AIESEC ist es, internationales Verständnis und globales Denken zu forcieren. Zudem sollen junge Studenten zu Führungskräften im Managementbereich mit einem Verständnis für menschliche Interaktion ausgebildet werden.
Diese vorausschickenden Bemerkungen sind wichtig, um Irma Bejdic zu verstehen. Irma ist nicht einfach eine von vielen StudentInnen. Irma hat vielmehr eine klare Sicht auf die Welt und welches ihr Part in dieser Welt sein soll – und wie sie diese Welt zum Besseren verändern kann.
Wendepunkt des Lebens
Als sie nach Kenia reiste, hatte sie ihr Studium schon fast beendet. In gewisser Hinsicht war diese Reise der Höhepunkt ihrer Graduierung, die sie nach der Rückkehr abschließen würde. Die Tour verquickte Irmas Interesse für andere Kulturen mit ihrem sozialen Interesse.
Diese Reise aber wurde auch zum Wendepunkt ihres Lebens.
Auf einer der Forschungstouren durch Kenia verunglückte der Bus mit den StundentInnen und Irma. Er fing Feuer. Einer der Studenten wurde bei dem Unfall getötet. Irma selbst erlitt schwere Verletzungen am Kopf und im Gesicht. Und sie verlor ihren rechten Arm.
Trotz dieses Schicksalsschlags – nicht wenige wären darüber in Verzweiflung geraten – hat Irma nie aufgegeben. Zwar gab es in ihrem Heimatland keinen Arzt, der ihr hätte helfen können. Doch Irma fand einen Ausweg. Von Kenia wurde sie direkt nach München in das Klinikum Bogenhausen überführt, wo sie von Professor Milomir Ninkovic behandelt wurde. Professor Ninkovic, der weltweit anerkannter Experte für plastische Chirurgie, operierte Irma im Laufe von mehreren Monaten mehr als 20 Mal. Erst eineinhalb Jahre nach dem folgenschweren Unfall und der langwierigen Behandlung in München konnte Irma zum ersten Mal wieder in ihre Heimat zurückkehren. Von dort muss sie alle zwei bis drei Monate wieder zurück zu Professor Ninkovic für weitere Operationen.
Im Klinikum Bogenhausen wurde Irma aber nicht nur medizinisch betreut. Hier startete sie, was man als die Erfolgsgeschichte einer jungen Powerfrau bezeichnen kann, die niemals aufgibt. Sie lernte während ihres Klinikaufenthalts nicht nur Deutsch. Vielmehr absolvierte sie vom Krankenhaus aus alle Examen der Universität Sarajevo – via Skype. Zudem trainierte sie ihre linke Hand, um an einem Computer zu schreiben, denn sie wollte ihre Masterarbeit schnellstmöglich absolvieren.
2 Jahre nach dem verhängnisvollen Unfall in Kenia schloss Irma ihre 100 Seiten lange Magisterarbeit erfolgreich mit dem Zertifikat eines Master des Banken- und Versicherungswesens ab.
Heute arbeitet Irma bei der internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) in Sarajevo in einem Projekt, das inklusive Arbeitsmarktmethoden fördert.
Weiter, immer weiter
Auch heute noch muss Irma Operationen über sich ergehen lassen. Aber sie hat bereits bewiesen, was für eine bemerkenswerte Persönlichkeit sie ist. Heute träumt sie von einer bionischen Armprothese. Das Center for Bionic Reconstruction in Wien ist auf solche Prothesen spezialisiert, die durch Hirntätigkeiten gesteuert werden können. Mit solch einer Prothese könnte Irma wieder ein normales Leben führen. Fast wie vor dem schicksalhaften Unfall in Kenia.
Mit Ihrer Hilfe wird das gelingen.